Roberto Abraham Scaruffi

Friday 28 October 2011


Freitag, 28. Oktober 2011 vorherige Ausgabe » anmelden »
eu.jpg
"Merkel ist ein Segen für den Kontinent"
Die Beschlüsse des EU-Gipfels haben ein Stakkato an Kommentaren und Einschätzungen hervorgerufen. Und siehe da, die größten Skeptiker haben sich über Nacht größtenteils in Gratulanten verwandelt. Unter den Applaudierenden ist US-Präsident Barack Obama, für den die Ergebnisse eine wichtige Grundlage zur Überwindung der Schuldenkrise in der Eurozone sind (» HB ). Der Vorstandschef des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück, Nikolaus von Bomhard, lobte den Schuldenschnitt, der Griechenland eine Chance zur Konsolidierung seiner Finanzen gebe (» HB ). Die » Börsen-Zeitung freut sich über die Staats- und Regierungschefs, die mit dem Krisenpaket den Weg für eine politisch stärker integrierte Eurozone wiesen. Der » Spiegel schreibt den Gipfel-Erfolg in erster Linie der deutschen Kanzlerin zu, die sich in etlichen Punkten durchgesetzt habe, und mit etwas Glück sei Europa nun auf dem richtigen Weg, um die Schuldenkrise zu überwinden. Die Krise hat den Deutschen nach Einschätzung der » Süddeutschen Zeitung eine Aufgabe beschert, der sie sich nicht entziehen könnten - es sei denn zum Schaden Europas und damit zu ihrem eigenen. Die » NZZ aus der Schweiz meint, die Euro-Zone stehe dank einigen stabilitätsorientierten Staaten im Vergleich mit Ländern wie den USA, Großbritannien oder auch Japan durchaus passabel da. Keiner lobt jedoch so überschwänglich wie die » Welt : Angela Merkels "Politik der kleinen Schritte" habe die EU davor bewahrt, "aus purer Kopflosigkeit zum Spielball von Kräften zu werden, die ein verfrühter Schuldenschnitt geweckt statt gebändigt hätte". Sie sei ein Segen für den Kontinent.
Merkels "Pflaster auf einer eiternden Wunde"
Und keiner kritisiert so leidenschaftlich wie Jakob Augstein (Foto) im » Spiegel : Seit Beginn der Krise im Jahr 2008 tue Merkel ihr Bestes, den maroden Reaktor des Finanzkapitalismus wieder in Gang zu setzen, während doch die einzige Lehre aus dem Desaster lauten müsse: "Abschalten!" Aus den Reihen der Skeptiker meldet sich der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, zu Wort: Vieles spreche dafür, dass die Staatsschuldenkrise wieder hoch koche, bevor sie abebbe (» HB ). Aus Sicht des » Stern sind die Beschlüsse nicht mehr als ein "Pflaster auf einer eiternden Wunde" - sie verschafften Zeit, linderten vielleicht die Symptome. "Aber sie heilen nicht." Ähnlich gestimmt zeigt sich das » Wirtschaftsblatt aus Österreich: "Der Euro-Gipfel war ein Hoffnungsschimmer, aber kein Sonnenaufgang."

eu_2.jpg
FK_111028_.jpg
NEWS
Keine Berühungsangst vor China
Welchen Beitrag leistet China zur Euro-Rettung? Laut » FTD könnte Peking bis zu 100 Milliarden Euro in den neuen Rettungsmechanismus investieren. Doch die Chinesen forderten, zumindest einen Teil des Kapitals in der Landeswährung Renminbi bereitzustellen. Außerdem seien Garantien erforderlich. Der Sorge, China könnte durch einen Einstieg beim EFSF an Einfluss gewinnen, begegnet » L‘Expansion aus Frankreich mit nüchternen Argumenten. "Die USA zeigen das. Ihr größter Gläubiger ist China, doch sie werden lange nicht so stark vom Reich der Mitte beeinflusst wie Europa."
Weitere Links:» Financial Times » CNN Money
Schläfer in der Bilanz
Der Schuldenschnitt für Griechenland könnte den deutschen Steuerzahler Milliarden kosten. Allein in der sogenannten Bad Bank der verstaatlichten Immobilienbank Hypo Real Estate stecken nach wie vor milliardenschwere Risiken in Form griechischer Staatsanleihen, meldet das » Handelsblatt
Occupy: keine Umarmung, kein Gebrüll
Die Occupy-Bewegung bleibt auf der Agenda der Medien ganz weit oben. In der » Süddeutschen Zeitung rät der Philosoph Slavoj Žižek die Bewegung vor falschen Freunden wie Bill Clinton, die an der Verwässerung der Protestbewegung arbeiteten. Für konkrete Forderungen an die Bewegung sei es zu früh. » Forbes meint, die Protestler könnten schnell den Rückhalt in der US-Bevölkerung verlieren, falls sie ständig Straßen blockierten und nachts laut herumbrüllten. Die britische » Financial Times bezweifelt, dass die antikapitalistischen Proteste eine Linkswende einleiten werden. Ist sich dafür aber sicher, dass die Protestierenden wichtige Fragen aufwerfen.
Hellas: Kein Land des Lächelns
20 Handelsblatt-Redakteure sind nach Athen gereist, um sich ein eigenes Bild von der Lage in Griechenland zu machen. Das vielleicht erschreckendste Ergebnis der Recherche-Gruppe, die für das Handelsblatt ein Spezial unter dem Titel "Griechenland ungeschminkt" zusammenstellt: Kein Grieche lacht auf den Fotos (» HB ). In » Meedia berichtet Handelsblatt-Chef Gabor Steingart von der Arbeit vor Ort, auch vom Überfall auf eine Reporterin. Auf » Facebook zeigt die Redaktion Fotos von der Arbeit. » Capital berichtet unter der Überschrift "Akropolypse now" von erstaunlichen Zahlen zu Hellas: Die Griechen hätten ihren Konsum seit 2008 um 15 Prozent eingeschränkt, während die Wirtschaftsleistung um rund 13 Prozent gesunken sei.
Auf Werbetour in Brüssel
Die Deutsche Börse hält vor der geplanten Fusion mit Nyse Euronext ihre Eigentümer mit einem Aktienrückkauf bei Laune. Der Konzern kündigte an, bis Ende des Jahres Papiere mit einem Wert von rund 100 Millionen Euro erwerben zu wollen. Börsen-Chef Reto Francioni warb derweil in Brüssel für die Zustimmung der Wettbewerbshüter zu der neun Milliarden Dollar schweren Fusion.
» Handelsblatt » Börsen-Zeitung
Shortcuts aus der Finanzbranche
Die Schuldenkrise hinterlässt tiefe Spuren im Geschäft des französischen Versicherers Axa, der bei Lebensversicherungen fast zehn Prozent des Umsatzes verliert » FTD Die schwedische Großbank SEB hat die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen » HB Die italienische Unicredit benötigt 4,4 Milliarden Euro, um die Vorgaben der EU-Bankenaufsicht EBA zu erfüllen » St Visa konnte den Gewinn im vergangenen Quartal deutlich steigern, die Investoren aber nicht komplett zufriedenstellen » HB Kurz nach Bekanntgabe der Einigung beim EU-Gipfel in Brüssel blockierte ein Technikproblem stundenlang den Handel an der Börse in Sydney » FTD Beim Ratingunternehmen Moody's ging es im vergangenen Quartal nach oben mit den Umsätzen » HB
FB_FT.jpg
HB_Shop_Zukunftsstrategien_630x75px.gif
FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
DSK wieder unter Beschuss
Dominique Strauss-Kahn, Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds, der wegen seiner Sexaffäre im New Yorker Sofitel-Hotel seine Präsidentschaftspläne begraben musste, steht erneut im Visier der Justiz. Diesmal geht es um eine Callgirl-Affäre im Norden Frankreichs, in der immer mehr prominente Namen auftauchen. Oder wurde DSK in eine Falle gelockt?
» Standard

» Handelsblatt (kostenloses Probeabo)
 Facebook
HEUTE IM HANDELSBLATT
Titel: Atempause für Athen
Politik: Nr. 7000000000 lebt!
Unternehmen: Note Drei für Daimler, Note Eins für VW
Finanzen: Die Krise erreicht das Kerngeschäft
» Handelsblatt vierwöchiges Miniabo » Hier können Sie die aktuelle Ausgabe für 1,59 € direkt downloaden
MENSCHEN UND MEINUNGEN
Angst vor der Häme
Martin Blessing, Commerzbank-Chef, will den staatlichen Banken-Rettungsfonds Soffin nicht noch einmal anzapfen. Die Commerzbank hatte 2008 und 2009 insgesamt 18 Milliarden Euro Kapital vom Staat erhalten, um die Finanzkrise zu überstehen. Müsste die Commerzbank erneut den Soffin anpumpen, schreibt die » Financial Times Deutschland , würde es den Sohn einer namhaften Bankiersfamilie nicht nur in seinem Stolz verletzen. "Er müsste zudem mit viel Häme rechnen, nach all seinen Äußerungen in den vergangenen Monaten zur Staatsschuldenkrise."
Weitere Links: » Handelsblatt » Financial Times Deutschland
Attacke vom Oligarchen
Oleg Deripaska, russischer Oligarch und Multi-Milliardär, hat die Schweizer Privatbank Hyposwiss und ihren Verwaltungsrat Hans Bodmer angezeigt. Vorwurf: Geldwäscherei über Offshore-Gesellschaften. Bodmer und die Hyposwiss sollen einem anderen Oligarchen, Valdimir Potanin, geholfen haben, dem Rohstoffkonzern Norilsk Nickel über eine Milliarde Dollar zu entziehen. Bodmer stand schon 2003 wegen Geldwäscherei vor dem Kadi, meldet » Cash
Missglückter Selbstmordversuch
Bernard Madoff, überführter Wall-Street-Betrüger, soll 2008, kurz nach seinem Geständnis, gemeinsam mit seiner Frau Ruth versucht haben, sich umzubringen. Doch trotz eines Tabletten-Cocktails seien beide am nächsten Morgen wieder aufgewacht - zum Glück, meint Mrs. Madoff im Rückblick.
» Here is the City
Deal mit Fragezeichen
Jed S. Rakoff, Richter in Manhattan, macht große Fragezeichen hinter dem 285 Millionen Dollar schweren Vergleich der Citigroup mit der US-Börsenaufsicht. Dabei geht es um hypothekenbesicherte Wertpapiere, die das Institut verkauft, aber gleichzeitig dagegen gewettet hatte. Die Beschuldigten müssten Stellung beziehen, ob die Vorwürfe richtig oder falsch seien, erklärte der Richter seine Vorbehalte gegenüber dem ihm zur Unterzeichnung vorliegenden Deal.
» Wall Street Journal » New York Times
Gesandter für den hohen Norden
Andreas Brandt, seit 2003 im Vorstand für den Bereich Private Banking bei der Credit Suisse Deutschland, übernimmt beim Deutschland-Ableger der traditionsreichen Schweizer Privatbank Bank Sarasin & Cie. AG Anfang 2012 die neu geschaffene Region Norddeutschland. Außerdem soll Brandt das Private-Equity-Geschäft ausbauen, meldet die » Börsen-Zeitung
WIRTSCHAFTSBUCH DER WOCHE
Führen mit Qualität
Kein Taylor und kein Smith, dafür Malik: Wie sucht man die 100 besten Wirtschaftsbücher aller Zeiten aus? Zwei Amerikaner und zwei Deutsche, die seit Jahren im Rezensionsgeschäft tätig sind, haben ein 468 Seiten starkes Buch mit diesem Titel, das in dieser Form erstmalig und einmalig erscheinen kann, nun auf den Markt gebracht.
» Handelsblatt (Rezension) » Ihre Bestellmöglichkeit im Handelsblatt-Shop
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Todsicherer Boni-Kalkulator 2012
Schluss mit dem Rätselraten, wie hoch die Boni im kommenden Jahr ausfallen werden. » Here is the City hat eine todsichere Methode entworfen, um das Plus im kommenden Jahr schon heute zu berechnen (Übersetzung von » Finenews ):
1. Nehmen Sie Ihren Bonus 2010 und verdoppeln Sie die Summe.
2. Halbieren Sie die Summe wiederum, da Ihr Unternehmen wirklich ein schwieriges Jahr hinter sich hat.
3. Rechnen Sie diese Summe mal zwei. Schließlich haben Sie alle ihre persönlichen Ziele erreicht.
4. Ziehen Sie 50% ab. Denn Ihr Unternehmen fürchtet die politischen Implikationen hoher Boni.
5. Verdoppeln Sie diese Summe. Denn um Sie zu halten, hatte Ihr Chef Ihnen letztes Jahr noch einen Rekordbonus zugesagt.
6. Ziehen Sie wiederum 50% ab. Denn Ihr Unternehmen muss erstens die Regulatoren ruhigstellen und zweitens noch mehr Kapital aufbauen.
7. Ziehen Sie jetzt die Summe ab, mit der sie unter Punkt 1 begannen.
Bravo: Jetzt haben Sie Ihren Bonus 2011.