Roberto Abraham Scaruffi

Friday 27 January 2012


FREITAG, 27. JANUAR 2012
Guten Morgen,
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"Vorbilder gesucht!" lautet das Titelthema unserer heutigen Wochenendausgabe. Denn die Planstelle des Helden ist in unserer Zeit unbesetzt. Die Banker kosten die Volkswirtschaften mehr als sie ihnen einbringen, unser früherer Hoffnungsträger ist ein Plagiator, der Präsident tauscht Privilegien gegen Vertrauen, ein Kapitän geht zuerst von Bord - reihenweise purzeln unsere Vorbilder von ihren Sockeln. Die Handelsblatt-Redaktion hat sich - in Davos und anderswo - auf die Suche nach außergewöhnlichen Menschen begeben und ist fündig geworden. Das Interessante dieser Spurensuche ist die Erkenntnis, dass es nicht mehr das eine große Vorbild gibt, wohl aber Menschen, die Vorbildliches leisten. Die stellen wir Ihnen in unserer heutigen Ausgabe vor.

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos gibt es zwei Wirklichkeiten: Offiziell wird über Gott und die Welt diskutiert, vom Aufstieg Chinas bis zur Bedeutung der Weltreligionen. Das eigentliche Tuschelthema aber konzentriert sich auf die Frage: Wie lange bleibt Griechenland noch Mitglied der Euro-Zone? Die Unternehmensführer, die Bankchefs, aber auch die angereisten Mitglieder der Bundesregierung, bereiten sich auf den Ernstfall vor. Unsere heutige Schwerpunktseite berichtet vom "Nachdenken über Plan B". Wir sind neugierig, was Wolfgang Schäuble dazu heute sagen wird. Sein Auftritt in Davos wird von Amerikanern wie Europäern mit Spannung erwartet. Handelsblatt Online berichtet live.

US-Investor George Soros hat sich in Davos als einer der profiliertesten Kritiker der deutschen Europapolitik hervorgetan. Er hält Merkels Politik der Strenge für gefährlich. Wir haben ihn gebeten, konstruktiv zu werden. In einem Gastkommentar für das Handelsblatt entwirft er nun eine Strategie, wie der Euro gerettet werden kann. Hier spricht kein Politiker, sondern ein Mann des Kapitalmarktes. Man muss ihm nicht folgen, aber man muss ihn lesen.

Nokia kann man vieles vorwerfen, aber nicht Mutlosigkeit. Der angeschlagene Handy-Hersteller will mit neuen Geräten und einem neuen Aufsichtsratschef die Wende schaffen, um gegen Apple bestehen zu können. Die Ausgangslage ist alles anderes als rosig: Während Nokia von Oktober bis Dezember insgesamt 19,6 Millionen internetfähige Handys verkaufte, brachte Apple sein iPhone 37 Millionen Mal unter die Leute. Wir wissen nicht, ob Nokia erfolgreich sein wird. Aber eines wissen wir: Diese Firma kämpft.

Nun also doch: Der Verwaltungsrat von EADS beschloss gestern, den bisherigen Airbus-Chef Tom Enders als Nachfolger des Franzosen Louis Gallois Anfang Juni an die Spitze des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns zu berufen. Überraschender Neuzugang im Verwaltungsrat ist der frühere EZB-Chef Jean-Claude Trichet. Das ist eine gute Nachricht für den von deutsch-französischen Grabenkämpfen geprägten Konzern. Trichet ist kein Franzose mehr. So wie die Raupe zum Schmetterling wird, hat sich Trichet in den vergangenen Jahren als Europäer entpuppt.

In den USA erhält Präsident Barack Obama unverhofft Wahlkampfhilfe von der Wirtschaft. Die tut ihm den Gefallen und floriert. Im vierten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt um drei Prozent zu, wie nachher offiziell verkündet wird. Auch die Quartalszahlen der Großunternehmen strahlen Optimismus aus: Ford konnte seinen Nettogewinn nach unseren Recherchen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf gut eine Milliarde Dollar verfünffachen. Der Mischkonzern Honeywell wird nachher eine Gewinnverdoppelung melden. Auch Starbucks wächst weiter. Eigentlich müssten die Firmen ihre Gewinne als Wahlkampfspenden absetzen dürfen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den letzten Tag dieser Woche. Möge Ihnen das Wochenende die Entspannung bringen, die Sie sich verdient haben. Auf bald, Ihr

Gabor Steingart
Chefredakteur
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Griechenland: Nachdenken über Plan B
In der Politik wächst die Einsicht, dass ein Staatsbankrott Griechenlands wahrscheinlich kaum zu verhindern ist. Die Bundesregierung und auch viele Unternehmen diskutieren bereits Szenarien für ein Ausscheiden des Landes aus der Währungsunion.

Nokia wartet noch auf die Wende
Der finnische Konzern verbucht einen Milliardenverlust, glänzt aber mit neuen Smartphones.

Tom Enders wird neuer EADS-Chef
Der Verwaltungsrat beschloss gestern, den bisherigen Airbus-Chef Anfang Juni an die Spitze zu berufen. Gleichzeitig wird Arnaud Lagardère, dem 7,5 Prozent der EADS-Anteile gehören, an die Spitze des Verwaltungsrates rücken. Neu in den Verwaltungsrat aufgenommen wird der frühere EZB-Chef Jean-Claude Trichet.

Gute Nachrichten für Schäuble
Der Kreditbedarf ist 2012 geringer als erwartet, hat das Kieler Institut für Weltwirtschaft errechnet.

SPD blockiert Steuerabkommen
Schwerer Rückschlag im Kampf gegen Steuerhinterziehung. Die SPD-Länder wollen im Bundesrat das Steuerabkommen mit der Schweiz ablehnen.

Zwischen Boom und Abschwung
Viele US-Konzerne enttäuschen in der laufenden Bilanzsaison - Caterpillar gehört nicht dazu.

Schlecker-Pleite trifft jetzt auch "Ihr Platz"
Die Tochter der Drogeriekette meldet ebenfalls Insolvenz an. Mit ihr hatte Schlecker Großes vor - und scheiterte.

Pensionskassen fürchten Regulierung
Strengere Eigenkapitalregeln würden die betriebliche Altersvorsorge gefährden, warnen Experten.

Mein Plan für Europa
Der US-Investor George Soros hat ein Konzept entworfen, um den Euro-Staaten aus der Schuldenfalle zu helfen. Spanien und Italien könnten profitieren.

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Starbucks verdient prächtig und baut globale Präsenz aus
Dank zahlreicher neuer Läden ist der Gesamtumsatz bei der Kaffeehauskette Starbucks angestiegen. Weltweit liegt das Wachstum ohne Neueröffnungen bei neun Prozent. In Europa gestalten sich die Zahlen aber anders.
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Wie Starbucks zum Saftladen und Kneipier wird
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Gier frisst Hirn
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Rally im Dax dürfte nachlassen
Der Dax steht vor Handelsbeginn auf dem höchsten Stand seit mehr als sechs Monaten. Zum Schluss der Woche sucht der Index nach Impulsen, und wird sie voraussichtlich wieder in den USA finden.
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Neonazi-Untersuchungsausschuss nimmt Arbeit auf
Der Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Aufklärung möglicher Pannen der Sicherheitsbehörden bei den Neonazi-Morden konstituiert sich in Berlin. Das Parlament hatte gestern einstimmig für die Einsetzung des Gremiums votiert. Vertreter alle Bundestagsfraktionen verlangen, dass die Vorgänge rückhaltlos aufgeklärt werden müssten, um Konsequenzen für Verfassungsschutz und Polizei ziehen zu können.

Anstieg der Importpreise verlangsamt sich
Experten gehen davon aus, dass die heute veröffentlichten Importpreise in Deutschland im Dezember 3,8 Prozent höher lagen als vor Jahresfrist. Im November hatte der Preisanstieg im Vorjahresvergleich noch sechs Prozent betragen. Gegenüber dem Vormonat November rechnen Analysten mit einem Anstieg um 0,2 Prozent nach 0,4 Prozent von Oktober auf November.
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EU-Minister beginnen Streit um eine Billion für die EU
Die Außen- und Europaminister der 27 EU-Staaten beginnen heute einen Streit um knapp eine Billion Euro. Sie stecken erstmals offiziell ihre Positionen im Ringen um die Einnahmen- und Ausgaben der EU in den Jahren 2014 bis 2020 ab. Die EU-Kommission hat Ausgaben in Höhe von 972 Milliarden Euro vorgeschlagen. Eine Reihe von Staaten, darunter auch Deutschland, hält das für zu hoch.

Euro-Diskussion in Davos mit Schäuble und Baroin
Das Weltwirtschaftsforum in Davos steht erneut im Zeichen des Euro-Krisenmanagements. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nimmt am Vormittag an einer Diskussionsrunde mit dem Titel "Die Zukunft der Euro-Zone" teil. Weitere Teilnehmer sind der französische Finanzminister
François Baroin, der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos und EU-Währungskommissar Olli Rehn. Am Donnerstag hatte der britische Premierminister David Cameron das Forum zu einem Angriff auf das deutsche Euro-Krisenmanagement genutzt.
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Obama droht Kairo mit Stopp von Militärhilfen
Aus Sicht von US-Präsident Barack Obama lässt die Demokratisierung Ägyptens zu wünschen übrig. Nach einem Ausreiseverbot gegen US-Bürger hat der amerikanische Präsident jetzt mit einem Stopp der Militärhilfen gedroht.
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Hillary Clinton will "Hochseil" der US-Politik verlassen
Nach 20 Jahren als First Lady, Senatorin, Präsidentschaftsbewerberin und Ministerin will sich US-Außenministerin Hillary Clinton langsam aus der Politik zurückziehen. Eine Rückkehr ist aber nicht ganz ausgeschlossen.
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Deutlicher Gewinnanstieg bei Caterpillar
Es herrscht eigentlich Flaute in den USA und Europa, aber nicht für den Baumaschinen-Hersteller Caterpillar. Laut Firmenangaben ist der Umsatzanstieg 2011 der größte Zuwachs seit 1947.
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Motorola rutscht erneut in die roten Zahlen
Die gute Nachricht beim US-Handyhersteller Motorola: Im Quartal wurde Motorola noch 10,5 Millionen mobile Geräte los. Aber das Unternehmen schreibt schon wieder rote Zahlen.
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Pentagon schnallt Gürtel um eine halbe Billion enger
Die USA wollen beim Militär eine halbe Billion Dollar einsparen, kündigte Verteidigungsminister Leon Panetta an. Das Land setzt damit eine neue Strategie um, mit Hauptaugenmerk auf zwei Weltregionen.
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Häusermarkt drückt Dow Jones ins Minus
Zuerst war der Dow-Jones-Index beflügelt durch die Aussicht auf eine Fortsetzung der US-Nullzinspolitik, aber dann stellten sich leichte Verluste ein. Zwei Branchen standen auf den Verkaufszetteln der Händler.
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US-Wirtschaft legt im vierten Quartal drei Prozent zu
Heute werden in Washington die endgültigen Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das Schlussquartal 2011 veröffentlicht. Experten erwarten einen Anstieg von drei Prozent nach plus 1,8 Prozent im Vorquartal.

Ford beschleunigt kräftig
Der US-Autoriese, der über den Verlauf des vierten Quartals 2011 berichtet, hat nach Einschätzung von Analysten seinen Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf gut eine Milliarde Dollar mehr als verfünffacht. Beim Umsatz erwarten Experten ein Plus von lediglich 3,3 Prozent.

Honeywell verdient deutlich mehr
Der US-Mischkonzern hat nach Einschätzung von Analysten bei einem um 5,6 Prozent höheren Umsatz von 9,55 Milliarden Dollar seinen Nettogewinn im vierten Quartal auf 823 Millionen Dollar gesteigert. Im Vorjahreszeitraum hatte Honeywell 369 Millionen Dollar Gewinn erzielt.

Steigende Rohstoffpreise belasten Procter & Gamble
Der US-Konsumgüterriese legt Zahlen für das zweite Quartal (Oktober bis Dezember) seines Geschäftsjahres vor. Experten gehen davon aus, dass P&G den Umsatz zwar um vier Prozent auf 22,18 Milliarden Dollar gesteigert hat. Beim Nettogewinn rechnen sie jedoch mit einem ebenso großen Minus auf 3,16 Milliarden Dollar. Vor allem steigende Rohstoffpreise machten Procter & Gamble zuletzt zu schaffen.
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Samsung-Gewinn schnellt in die Höhe
Der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung erzielt einen Rekord-Quartalsgewinn - den höchsten seiner Geschichte. Der Unternehmenserfolg hängt mit der Nachfrage in einer bestimmten Sparte zusammen.
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Nikkei deutet US-Konjunktursignale zunächst positiv
Bis zur Handelsmitte liegt die Tokioter Börse im Plus. Die guten Konjunktursignale aus den USA sorgen für mehr Optimismus als an der Wall Street. Im weiteren Verlauf drehe der Nikkei aber ins Minus.
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FÜR SIE GELESEN - HANDELSBLATT PRESSESCHAU
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Die internationale Wirtschaftspresse blickt auf die Aufgaben, die vor Europa liegen.

Griechenland stehe auf der Euro-Bühne wieder mitten im Zentrum, stellt der britische Economist fest. Der Grund: Eine Schlacht zwischen der griechischen Regierung sowie den Rettern aus Europa und IWF über die Bedingungen der "freiwilligen" Reduzierung der privaten Schulden. Die Schulden seien größer als erwartet, aber Deutschland und andere Retter wollten nicht mehr Geld anbieten.

Italiens Premierminister Mario Monti stehe vor einer Herkulesaufgabe, ist das österreichische Wirtschaftsblatt überzeugt. Ein mehr als 20 Milliarden Euro starkes Sparpaket, dessen Notwendigkeit er seinen Landsleuten erklären müsse, Maßnahmen auf europäischer Ebene gegen die immer noch abgeschotteten nationalen Märkte sowie eine Aufweichung der Regelungen für den Arbeits- und Dienstleistungsmarkt. Wobei der letzte Punkt bei seinem jüngsten Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel schlecht angekommen sei.

Die Wirtschaftswoche argwöhnt, die größte Last wolle so mancher in Davos versammelte Spekulant am liebsten dem Musterknaben Deutschland auferlegen. Es sei ein sorgfältig inszeniertes Sperrfeuer gewesen, das vor und nach ihrer Rede auf Kanzlerin Merkel heruntergegangen sei.
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