Roberto Abraham Scaruffi

Monday 27 February 2012


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Griechenland-Hilfe: Abgeordnete nicken, Medien warnen
Das zweite Milliarden-Hilfspaket für Griechenland wird heute wohl problemlos den Bundestag passieren. Doch manche Abgeordnete würden heute nur mit großem Unbehagen zustimmen, blicken » Handelsblatt und » FTD voraus. Am Wochenende hatte Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU, Foto) für Wirbel gesorgt: Als erstes Mitglied der Bundesregierung riet er dem Pleitekandidaten Griechenland im Spiegel zu einem Austritt aus der Euro-Zone. » (Spiegel) Dass zeitgleich auch Bayerns Finanzminister Markus Söder den hellenischen Kompromiss in Frage stellte, kommentiert » der Westen "Entweder sie haben bessere Ideen zur Krisenabwehr als Merkel und Schäuble. Oder sie gefallen sich in einer der üblichen Profilierungen der Bayern gegenüber ihrer Schwesterpartei." Jenseits der parteipolitischen Geplänkel haben viele Medien weltweit eine Pleite des Mittelmeerlandes längst eingepreist. Keine Angst davor hat etwa der » Economist. Sie erscheine Experten weltweit immer wahrscheinlicher. Der darauf folgende Schock würde nicht das Ende bedeuten. Das habe Lehman Brothers 2008 gezeigt. Für die » Financial Times ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann Griechenland pleite geht. Zu wünschen wäre dem Land, dass es ein Jahr Zeit habe, um sich darauf vorzubereiten. Griechenland fehle ein wichtiges Mittel zur Gesundung, bedauert die » Frankfurter Rundschau - die eigene Währung. "Hätte Athen eine, könnte das Land sein Geld abwerten, um so auf dem Weltmarkt billiger zu werden. Eine schwache Währung kann wie ein riesiges Konjunkturprogramm wirken." Die » Börsen-Zeitung wundert sich über den fehlenden Protest der Steuerzahler, "die schlechtem Geld nicht nur einmal, sondern offensichtlich dauerhaft gutes Geld hinterherwerfen sollen". Die » Welt ärgert sich über den Begriff "Rettungspaket". Tatsächlich werde das Geld ausgegeben, "um der Euro-Zone die Zerreißprobe einer unkontrollierten Staatspleite innerhalb der Währungsunion zu ersparen." (Siehe auch "Menschen und Meinungen".)
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NEWS
Streit um Brandmauern
Während am heutigen Montag im Bundestag die Abstimmung über das zweite Griechenland-Paket ins Haus steht, haben die Finanzminister der G20 bei ihrem Treffen in Mexiko keine Entscheidung über eine Erhöhung der Brandmauern gefällt. Damit wurde den Europäern zugestanden, wie geplant im März ihre Entscheidung über eine Verstärkung der finanziellen Schutzschirme zur Eindämmung der Euro-Krise zu treffen » (HB » NYT » FT). Die » SZ meldet, dass sich 160 deutsche Finanzbeamte freiwillig gemeldet haben, um der maroden Verwaltung in Athen auf die Beine zu helfen. Die » Financial Times Deutschland erwartet, dass der Forderungsverzicht der Privatgläubiger Griechenlands den deutschen Steuerzahler langfristig teuer zu stehen kommen wird. Allein bei der Bad Bank der Hypo Real Estate werde der Buchverlust über sechs Milliarden Euro betragen.
Rolle rückwärts bei Mega-Vergleich
Der mögliche Vergleich zwischen der Deutschen Bank und den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch droht am Widerstand der Bank zu scheitern. Auf jeden Fall verzögere er sich um weitere zwei bis vier Wochen, berichtete die » FAZ am Samstag unter Berufung auf Finanzkreise. Die » Süddeutsche Zeitung zitiert ebenfalls Finanzkreise mit der Aussage, dass die Zustimmung der Bank zu einem Vergleich mit Kirch in Höhe von rund 800 Millionen Euro "so gut wie ausgeschlossen" sei. Der » Spiegel verweist auf ein neues Gutachten von PricewaterhouseCoopers, nach dem die Mediengruppe zum Zeitpunkt des umstrittenen Breuer-Interviews bereits überschuldet war. Dies habe für eine neue Haltung im Vorstand gesorgt. Die » FTD begrüßt die neuerliche Volte der Deutschen Bank: "Ein Vergleich auf dieser Basis wäre fatal. Könnte er doch den Eindruck erwecken, als müsse man gegen das Bankhaus nur klagen und genügend Druck aufbauen, um mit Geld abgefunden zu werden."
BaFin: Lobbyisten sollen gehen
Die deutsche Bankenaufsicht soll nach den Vorstellungen von Wolfgang Schäuble (CDU) künftig unabhängig agieren können. Der Bundesfinanzminister plant laut » Spiegel, den Einfluss von Lobbygruppen zu beschneiden. Konkret soll der BaFin-Verwaltungsrat von allen Interessenvertretern der Banken befreit und stattdessen mit Fachleuten von Universitäten oder Forschungseinrichtungen besetzt werden.
Schluss mit dubiosen Finanzprodukten
Die Schweizer Finanzmarktaufsicht spricht sich für einen Beipackzettel für Finanz- und Anlageprodukte aus, die für durchschnittlich gebildete Anleger verständlich sein sollen. Bislang seien Kunden oft schlecht informiert worden über Finanzprodukte und würden ungenügend vor Risiken gewarnt.
» Handelszeitung
Japanischer Madoff
Der japanische Vermögensverwalter AIJ Investment Advisors ist von der Aufsichtsbehörde an die Leine genommen worden. Der Großteil des milliardenschweren Anlagevermögens sei weg, schreibt das » Wall Street Journal. Schon 2009 habe ein Branchennewsletter die Firma als "japanischer Madoff" bezeichnet.
Shortcuts aus der Finanzbranche
Bei der Finanzaufsicht BaFin liegt noch keine Anzeige für die Übernahme der BHF-Bank durch den Finanzinvestor RHJ vor, der geplante Verkauf zieht sich in die Länge. » HB Die teilweise verstaatlichte britische Großbank Lloyds hat infolge des Skandals um den Verkauf mangelhafter Restschuldversicherungen tiefrote Zahlen für 2011 präsentiert. » WSJ D Die Citigroup hat offenbar ihre Beteiligung am indischen Immobilienfinanzierer HDFC für umgerechnet 1,95 Milliarden Dollar verkauft. » HB Die Bundesbank wird dem Bund wegen der Euro-Krise in diesem Jahr deutlich weniger Geld überweisen Spiegel (gedruckte Ausgabe) Der südkoreanische Lebensversicherer Samsung Life Insurance ist an einer Übernahme des Asiengeschäfts der ING Group interessiert. » HB Wells Fargo will das eigene Vermögensverwaltungs- und Versicherungsgeschäft durch Übernahmen ausbauen » FT Weil Geschäftsbanken vor der Schiffsfinanzierung zurückschrecken, springt immer öfter die staatliche KfW in die Bresche. » HB
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Kapitulation vor den Kindern
Eric Strutz, mehr als acht Jahre lang Finanzvorstand bei der Commerzbank, verabschiedet sich vom Institut, um sich seinen Kindern zu widmen. Diese hätten dem Vater eine berufliche Auszeit von zwei Jahren und drei Monaten abgetrotzt, meldet die » Financial Times Deutschland.
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Titel: Die Welt rüstet auf
Politik: Der deutsche Mr. Jein
Unternehmen: MAN und VW greifen Daimler an
Finanzen: Deutsche Bank fordert mehr Mut
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Wachstumsstrategie - oder Exit
Timothy Garton Ash, Oxford-Professor, fordert im » Spiegel angesichts der Armut in Griechenland eine Wachstumsstrategie, einen Konsolidierungskurs und Strukturreformen. Wichtig sei, dass die Wachstumsstrategie sichtbar sei für die griechischen Wähler. "Die Alternative ist, dass Griechenland früher oder später aus der Euro-Zone austritt. Ersteres ist wünschenswerter. Letzteres wahrscheinlicher."
Buffetts geheimnisvoller Nachfolger
Warren Buffett, Chef der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, hat in seinem jährlichen Schreiben an die Berkshire-Aktionäre erklärt, dass sein Nachfolger feststehe - ohne einen Namen zu nennen. Zudem stünden zwei Ersatzkandidaten bereit. Spekuliert wird, dass Ajit Jain der Thronfolger des wegen seiner Erfolge "Orakel von Omaha" genannten Investors ist. Jain führt das Rückversicherungsgeschäft von Berkshire. Es sei unklar, ob Buffetts Nachfolger schon erfahren habe, dass er erben solle, was sich womöglich als ein Giftkelch herausstellen könnte", so der » Economist.
PS: Wie wichtig Buffetts Brief in der Finanzgemeinde eingeschätzt wird, zeigt die Tatsache, dass das Wall Street Journal diesem allein im "Deals"-Blog sieben Artikel widmet.
» Brief an die Aktionäre » Wirtschaftsblatt » Wall Street Journal » FTD
Bear-Alumnus kommt, UBS-Veteran geht
Sam Molinaro, Ex-Finanzchef der US-Großbank Bear Stearns, ist bei der UBS zum neuen Chief Operating Officer ihrer Investmentbank ernannt worden. Jimmy Neissa, bislang Global Head der UBS-Investmentbanking-Division, nimmt seinen Hut, meldet die » New York Times. Laut » Handelsblatt betrachtet die UBS ihr Investmentbanking-Geschäft trotz milliardenschwerer Verluste weiterhin als Kernbestandteil der Firmenstrategie. Dies habe der Chef des Wealth-Magement-Geschäfts, Jürg Zeltner, erklärt.
Weiterer Link: » Financial Times
Tausche Lohn gegen Gesetz
Andras Simor, Chef der ungarischen Notenbank, hat der Regierung ein ungewöhnliches Angebot unterbreitet: Er sei bereit, auf sein Gehalt zu verzichten, wenn der Ministerpräsident im Gegenzug die 2010 beschlossene pauschale Deckelung der Gehälter bei allen öffentlichen Angestellten einschließlich der Notenbanker zurücknimmt.
» Handelszeitung
Der Mann nach Schwarzman
Jonathan Gray, verantwortlich für das Immobiliengeschäft beim Firmenjäger Blackstone, zieht ins Board der Private-Equity-Firma ein. Die » Financial Times sieht Gray schon als Nachfolger von Firmenchef und -Gründer Steve Schwarzman. Der wolle allerdings trotz seiner 64 Jahre noch nicht abtreten. Grey arbeite seit 1992 bei Blackstone, so die Financial Times. Das » Wall Street Journal berichtet, dass Blackstone für den jüngsten Immobilienfonds über zehn Milliarden Dollar eingesammelt hat.
Mission Expansion
Daniel Coleman, früherer Top-Banker bei der UBS, wird beim Market-Maker Getco zum CEO befördert. Coleman soll die Expansion der Firma in andere Geschäftsbereiche steuern. Der bisherige CEO, Mitgründer Stephen Schuler, wird Executive Director, meldet die » Financial Times.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Den Hype steuern - und von Apple lernen
Wissenschaftliche Studien zum Erfolgsrezept von Apple hat der » Business Spectator gelesen. Das Unternehmen löse mit jedem neuen Produkt einen Hype aus - indem es gekonnt nichts sage oder strategisch gut platzierte Hinweise gebe. "Apple-Fans folgen dem Unternehmen wie einem religiösen Führer." Tatsächlich habe eine Universität in Australien herausgefunden, dass bei einem Apple-Fan religiöse Gefühle und Emotionen für sein Apple-Gerät in derselben Hirnregion verankert sind. Clever sei auch die Strategie, dass ein neues Produkt nie die Wünsche der Fans zu 100 Prozent erfülle: "Weil sie stets mehr wollen, bleiben sie Apple treu." Doch wenn das Image leide, gehe Apple gezielt und drastisch vor. "Als die New York Times die Arbeitsbedingungen bei Foxconn in China anprangerte, reagierte Apple sofort und schickte eine unabhängige Kommission, die u. a. Lohnerhöhungen durchsetzen sollte. Und um die NYT zu betrafen, gab Apple dem Wall Street Journal ein Exklusiv-Preview des neuen iOS, Mountain Lion."