Roberto Abraham Scaruffi

Friday 29 June 2012


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Montis gefährliches Spiel
Mini-Durchbruch in der Nacht: Beim Euro-Gipfel in Brüssel einigten sich die Staats- und Regierungschefs auf neue Hilfen für Italien und Spanien (» Handelsblatt ). Dagegen ist der Wachstumspakt in Höhe von 120 Milliarden Euro nur grundsätzlich verabredet, aber nicht formal beschlossen worden (» FTD ). Zuvor waren die Süd- und Nordländer hart aufeinandergeprallt. Für seine Drohungen, ohne Soforthilfe fahre der Euro "zur Hölle", wurde Italiens Regierungschef Mario Monti (Foto: re.) von Angela Merkel (li.) als Panikmacher abgekanzelt. Auf dem Fußballfeld habe Italien gewonnen, beim Gipfel drohe eine Niederlage, beobachtet der » Economist das diplomatische Manöver von Monti - sollten die Märkte die darin verborgene Panik wittern. Europa brauche eine "Ärmel-hoch-Kultur" und keine "parasitäre Philosophie", bei der jeder nach dem Reichtum des Nachbarn trachte, verteidigt das » Handelsblatt die ablehnende Haltung der Kanzlerin, "Schirmherrin und Schutzgöttin der deutschen Sparer", zu Euro-Bonds. Rückendeckung auch von Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Sein Argument: Würden alle Schulden in einen Topf geworfen, wäre Deutschlands Top-Bonität in Gefahr, - wäre der "Untergang Europas" ziemlich sicher (» Handelsblatt ). » CNN Money fürchtet, dass die Staatenlenker erst dann die nötigen Schritte (u.a. Veto-Macht von EU-Behörden über nationale Haushalte, zentrale Bankenkontrolle) einleiten werden, wenn sie schon am Abgrund stehen. Die Diskussion über die politische Union sei Ausdruck tiefer Ratlosigkeit, meint die » NZZ "Derzeit scheint es weder vorwärts- noch rückwärtszugehen. Die bisherigen Mechanismen zur Krisenbewältigung haben sich als unzulänglich erwiesen."
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NEWS
Barclays-Boss wankt
Der Aktienkurs von JP Morgan Chase ist gestern auf Talfahrt gegangen (minus fünf Prozent). Hintergrund: Die » New York Times hatte berichtet, dass die Verluste der Bank aus Kreditderivaten bis zu neun Milliarden Dollar erreichen könnten - mehr als die ursprüngliche Schätzung von JP Morgan. Auch die Libor-Manipulation durch Barclays zeigte deutliche Auswirkungen auf dem Börsenparkett, das Papier verlor bis zu 16 Prozent (» Finanz und Wirtschaft ). Nach einem Bericht der » New York Times wackelt der Thron von Firmenchef Robert E. Diamond Jr mächtig. » Forbes fordert neben der verhängten Geldstrafe weitere Konsequenzen. Verglichen mit der Libor-Manipulation seien die jüngsten Insiderhandels-Fälle wie der Diebstahl von Kaugummi einzuschätzen. Das » Wall Street Journal zitiert aus Mails von Barclays-Händlern, die das Stereotyp der Macho-Banker untermauerten.
Commerzbank unter Druck
Die teilverstaatlichte Commerzbank hat bei ihren Bemühungen um eine stabile Kapitalbasis alle Register gezogen und Lohnforderungen in Eigenkapital umgewandelt (» Handelsblatt ). "Das zeigt, dass die Zuversicht des eigenen Managements recht negativ ist. Das Führungspersonal rechnet offenbar nicht damit, dass es unmittelbar zu einer Besserung des operativen Umfelds und damit des Aktienkurses kommt", zitiert Reuters den Marktstrategen Heino Ruland von Ruland Research. Die » Financial Times Deutschland berichtet von einer Offensive von Anlegern, die dem Institut Falschberatung in Zusammenhang mit Griechenland-Anleihen vorwerfen. Ein Anwalt gehe von einigen Hundert Fällen aus.
CS-Aktie stürzt auf Tiefstwert
Die Aktie der Schweizer Großbank Credit Suisse hat sich nicht von dem Schock erholt, den die Kritik der Schweizer Notenbank an der Kapitalausstattung und die Rückstufung durch die Ratingagentur Moody's ausgelöst haben. Der Titel notierte zeitweilig auf dem tiefsten Stand seit Ende 1992, meldet das » Handelsblatt
Shortcuts aus der Finanzbranche
Dem kleinen Slowenien droht als nächstem Euro-Mitgliedsland Gefahr durch die eigenen Banken » HB Die Gattin von Dominique Strauss-Kahn, Anna Sinclair, hat sich vom Ex-IWF-Chef getrennt » Closer Die BayernLB prüft nach dem Urteil gegen ihren früheren Vorstand Gerhard Gribkowsky Schadenersatzansprüche in Millionenhöhe » HB Der österreichische Versicherungskonzern Uniqa holt sich 500 Millionen Euro über eine Kapitalerhöhung » HB Der Versicherer Ergo hält trotz Rückschlägen an seinen Expansionsplänen im Ausland fest, korrigiert aber seine Zielvorgaben » HB
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Verbund geiziger Workaholics
Der Businessinsider bringt Denkweisen ganzer Nationen mit Landkarten (humoristisch) auf den Punkt.... Anderes Bild der Europa-Karte aus » griechischer (hier: missgünstiger) Sicht: Die EU ein Verbund geiziger Workaholics (Deutsche als Imperialisten, die Schweizer gefühllos, die Italiener Plagiaristen), Russland wird bevölkert von orthodoxen Barbaren - und Skandinavien von lauter Perversen.
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Titel: Abflug nach Amerika
Politik: Merkels brüchige Koalition
Unternehmen: Übernahmeschlacht im Klinikmarkt
Finanzen: "Merkel ist die Retterin Europas"
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Mach's nochmal Jean-Claude
Jean-Claude Juncker amtiert offenbar für ein weiteres Jahr als Euro-Gruppenchef. Laut Nachrichtenagentur AFP werde die Personalie beim Mittagessen der Staats- und Regierungschef der Euro-Länder am Freitag final entschieden. Die vollen zweieinhalb Jahre werde Juncker aber nicht erfüllen (» Handelsblatt » Spiegel ).
"Merkel macht alles richtig"
Giuseppe Vita, Verwaltungsratspräsident der führenden italienischen Bank Unicredit, hält Angela Merkel für die Retterin Europas. Die Kanzlerin mache alles zu hundert Prozent richtig. "Man kann keine liquiden Mittel in eine Scolapasta (Nudelsieb; d. Red.) einfließen lassen. Erst müssen die Löcher geschlossen werden", sagte Vita dem » Handelsblatt
Krise erreicht Realwirtschaft
Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank, identifiziert Folgen der Finanzkrise in der Realwirtschaft. Als Beleg verweist Fitschen auf den Abzug von Dollar-Einlagen aus dem Euroraum im vergangenen Herbst. "Seit diesen Tagen sind wir nicht zurückgekehrt zur Normalität", zitiert die » Börsen-Zeitung den Frankfurter.
Helme aufziehen und anschnallen
Axel Weber, Präsident der UBS, dämpft die Hoffnungen auf eine schnelle Lösung der Euro-Krise. "Eine langfristige, systemische Lösung muss umgesetzt werden, bevor wir über kurzzeitige Finanzierung sprechen können", erklärte Weber laut » Market Watch Die Volatilität der Märkte werde vorerst bleiben. "Ziehen Sie Ihre Helme auf und schnallen Sie sich an."
Einzug in den EZB-Vorstand
Yves Mersch, Luxemburgs Notenbankchef, übernimmt den freien Platz im Direktorium der Europäischen Zentralbank, meldet Reuters. Der 62 Jahre alte Zentralbanker nehme den Platz des Spaniers Jose Manuel Gonzalez-Paramo ein, der bereits Ende Mai nach acht Jahren turnusmäßig den sechsköpfigen EZB-Vorstand verlassen hatte. Seitdem war der Platz vakant, weil sich die Regierungen, die das Besetzungsrecht haben, nicht auf einen Kandidaten einigen konnten (» Handelsblatt ).
Börsensteuer bringt nichts
Clemens Fuest, Professor für Unternehmensbesteuerung an der Universität Oxford und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesfinanzministeriums, spricht sich gegen die Einführung einer Finanztransaktionsteuer aus. "Hätte es die Steuer vor der Krise gegeben, hätte dies nichts geändert - die schweren Verwerfungen sind ja vom Immobilienmarkt ausgelöst worden, einem Marktsegment, in dem sehr langsam gehandelt wird", begründet Fuest in der » Wirtschaftswoche
Schweizer Schneeballsystem?
Dieter Behring wurde jahrelang von Schweizer Aufsichtsbehörden durchleuchtet - jetzt hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen den mutmaßlichen Millionenbetrüger erhoben, berichtet die » Neue Zürcher Zeitung Angeblich sind Hunderte von Millionen Franken, die Investoren Behring anvertraut hatten, verschwunden. "Einiges deutet darauf hin, dass das ,System Behring' ein riesiges Schneeballsystem war."
Russen entern Unicredit
Michail Fridman, russischer Ölmilliardär, steigt mit seiner Alfa Group über den Fonds Pamplona Capital Management bei Italiens größter Bank Unicredit ein. Pamplona habe einen Anteil von über fünf Prozent erworben, meldet die » Financial Times Deutschland Auf der Suche nach den Motiven der Russen vermutet das Blatt, dass diese Unicredit zutrauten, von den Umwälzungen der europäischen Schuldenkrise zu profitieren.
WIRTSCHAFTSBUCH DER WOCHE
Schnelles Denken, langsames Denken
Wie treffen wir unsere Entscheidungen? Warum ist Zögern ein überlebensnotwendiger Reflex, und was passiert in unserem Gehirn, wenn wir andere Menschen oder Dinge beurteilen? Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Wissenschaftler unserer Zeit, zeigt anhand ebenso nachvollziehbarer wie verblüffender Beispiele, welchen mentalen Mustern wir folgen und wie wir uns gegen verhängnisvolle Fehlentscheidungen wappnen können.
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ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Herr über den Weinberg
Pokerspieler, Rapper - oder auch Weinexperten. In der Reihe der Banker, die das Metier wechseln, rückt Jose Manuel Ortega Gil-Fournier auf. Der Ex-Investmentbanker von Goldman Sachs und Banco Santander hilft heute Investoren, sich den Traum vom eigenen Weinberg zu erfüllen, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen, berichtet Bloomberg. 140 Hektar hat Ortega Gil-Fournier in Argentinien im Angebot. Die dort produzierten Weine seien qualitativ hochwertig, und auch der Preis spreche für sie (» Bloomberg ).