Roberto Abraham Scaruffi

Wednesday 27 June 2012


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"Madame Non" ist wieder da
"Die Tage des Nationalstaates in der europäischen Währungsunion scheinen gezählt." Dieser Eindruck dränge sich auf bei der Lektüre jüngster Reformvorschläge aus Brüssel, meint das » Handelsblatt. Konkret geht es um eine Bankenunion, eine Fiskalunion, eine engere Verzahnung der Wirtschaftspolitik und die Stärkung der demokratischen Legitimation. Die Vergemeinschaftung der Schulden jedoch trifft auf Angela Merkels erbitterten Widerstand: Nicht "solange ich lebe", zitiert der » Spiegel die Kanzlerin. Die » Financial Times Deutschland findet jedoch, das Papier verfolge die richtige Idee: den kompletten Umbau der Währungsunion hin zu einer echten Haushalts- und Wirtschaftsunion. In der » Welt bezweifelt der Präsident des Europäischen Parlamentes, Martin Schulz, die Relevanz des Konzeptes: Während des EU-Gipfels bestehe angesichts der derzeit dringenden Probleme "nicht den Hauch einer Chance, das Papier zu diskutieren". Dann müssten Europas Politiker den Steuerzahlern endlich jene Frage zumuten, die sie ihnen zu lange nicht gestellt haben, findet die » Süddeutsche Zeitung: Wie viel bist du bereit, für den Erhalt der Währung zu zahlen? Wie das » Handelsblatt vorrechnet, könnte die Krise die Deutschen schon mehr als 300 Milliarden Euro kosten. Die Investoren reagierten auch schon, meint das » Wall Street Journal Deutschland, die Anleger verkauften ihre Bundesanleihen."Sie fragen sich, ob Deutschland weiter Schutz bieten kann, wenn sich die Eurokrise verschärft."
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NEWS
Teilabwicklung bei der Commerzbank
Die Commerzbank wirft laut » Handelsblatt ihre Pläne für die künftige Konzernstruktur über den Haufen. Sowohl die Schiffs- als auch die gewerbliche Immobilien-Finanzierung werde die Bank abwickeln. "Ein radikaler Schritt", findet die » FTD.
Angriff auf die Kreditkarte
O2 plant den Großangriff auf die Kreditkarte. Gemeinsam mit Deutscher Telekom und Vodafon entwickelt O2 seit zwei Jahren das mobile Bezahlsystem "Mpass". Mit ihm sollen Handynutzer noch dieses Jahr ihre Rechnungen an der Ladentheke kontaktlos begleichen können. » Handelsblatt
Rom zeigt Stärke
Die Regierung in Italien stützt die in Zahlungsschwierigkeiten steckende Banca Monte dei Paschi di Siena mit bis zu zwei Milliarden Euro, meldet die » Süddeutsche Zeitung. Der Bank fehlten bis zu 1,7 Milliarden Euro, um die Eigenkapitalanforderungen der europäischen Bankenaufsicht zu erfüllen.
Schnäppchen jagen in Europa
Die US-Großbank Wells Fargo hat laut » Spiegel bei der vor der Zerschlagung stehenden WestLB zugegriffen: Die Amerikaner kaufen Finanzierungszusagen an amerikanische Beteiligungsunternehmen und Immobilienfonds im Wert von 4,8 Milliarden Euro. Kein Einzelfall, meint die » Welt: US-Banken kaufen derzeit Kreditportfolios von ihren europäischen Konkurrenten, weil sie dringend Kapital für ihre Bilanzen brauchen.
Schwindel in Down under
Jonathan Mott, Analyst bei der UBS, wirft den vier führenden Banken Australiens laut » finnews.ch vor, ihre Gewinnzahlen zu beschönigen. Diese würden dann als Basis zur Berechnung des Gewinns pro Aktie, zur Bestimmung der Dividende und in einigen Fällen auch zur Vergütung des Managements heran gezogen.
High Roller geschnappt
Ein Ring von Cyber-Kriminellen mit der Bezeichnung "High Roller", der weltweit Konten in Finanzinstituten aller Größen abgeräumt haben soll, ist aufgedeckt. McAfee und Guardian Analytics schätzen den Schaden laut » Handelsblatt auf bis zu zwei Milliarden Euro. Allein in Deutschland seien 176 Konten geplündert worden.
Shortcuts der Finanzbranche
Egan-Jones, der Zwerg unter den Ratingagenturen, hat Deutschlands Bonitätsnote von AA- auf A+ herabgesetzt. » Handelsblatt Die SEC strebt ein Verfahren gegen den Hedgefondsmanager Philip Falcone und sein Unternehmen Harbinger Capital Partners an. » WSJ Die US-Steuerbehörde IRS hat nach eigenen Angaben mehr als fünf Milliarden Dollar eingenommen, weil Bürger ihre Auslandsbankkonten offen legten. » Bloomberg David Resnick, Chairman der Vermögensverwaltung bei Rothschild North America, verlässt die Investementbank, um Präsident bei Third Avenue Management zu werden. » Bloomberg II Der Schweizer Bankpersonalverband fordert besseren Schutz der Bankmitarbeiter im Steuerstreit mit den USA - zuvor hatten Arbeitgeber sogar die Namen ihrer Bankberater nach USA gemeldet. » NZZ
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FEEDBACK - meistgeklickter Link der vorherigen Ausgabe
Patienten verzweifeln an der PKV
Die private Krankenversicherung wird immer teurer, für Millionen Menschen steigen die Beiträge. Mit einem Wechsel in andere Tarife könnte man Hunderte Euro pro Monat sparen, doch die Unternehmen blockieren, meint der » Spiegel. Kunden würden hingehalten, falsch informiert - und oft auch verängstigt.
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Titel: Objekt der Begierde
Finanzen: Überforderte Supermacht
Unternehmen: Angriff auf die Kreditkarte
Politik: Kündigungsschutz ist nicht mehr tabu
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MENSCHEN UND MEINUNGEN
Griechenlands härtester Job
Yiannis Stournaras ist vom griechischen Ministerpräsident Antonis Samaras zum neuen Finanzminister ernannt worden. Der Athener Universitätsprofessor hatte schon an den Euro-Beitrittsverhandlungen Griechenlands teilgenommen, schreibt das » WSJD. Stournaras sei ein "unabhängiger Kopf", hofft die » Neue Zürcher Zeitung.
Keine Alternative
Jean-Claude Juncker, Chef der Eurogruppe, wird genau das wohl auch bleiben. "Es scheint keine Alternative zu geben", meint das » Handelsblatt. Wolfgang Schäuble als möglicher Nachfolger scheide mit der Wahl Francois Hollandes zum französischen Präsidenten aus: Der Sozialist lehne den Deutschen als Chef der Eurogruppe ab.
Gegen "Staatsdoping"
Georg Fahrenschon, der neue Sparkassenpräsident, macht gegen die Pläne zur Bankenunion mobil: Deutsche Kontoinhaber sollen nicht für die Verluste von "Hasardeuren" und "staatsgedopten Banken" haften. Die kommunalen Sparkassen fürchten offenbar eine Auflösung ihrer Geschäftsmodelle, meint die » Wirtschaftswoche.
Übertriebene Hysterie
Michael Steinhardt, in den USA als einer "der größten Investoren aller Zeiten" bekannt, hält die Hysterie um ein Auseinanderbrechen der Eurozone für übertrieben. Er sagte » Reuters, der Euro werde schon irgendwie überleben.
Zwischen den Stühlen
Jaime Caruana, Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, sieht die Notenbanken "zwischen den Stühlen". Sie seien gezwungen, den letzten Ausweg für die Politik darzustellen. Er warnt laut » WSJD vor einem Missbrauch der Geldpolitik.
ZUGABE - worüber die Finanzwelt schmunzelt
Leave la France!
Die Eurokrise hat uns ja schon ein paar bemerkenswerte Wortschöpfungen eingetragen: "Grexit" steht als Kürzel für den Euroausstieg der Griechen und "Quitaly" oder "Fixit" lassen sich für den Abschied der Italiener oder Finnen von der Währungsunion einsetzen. Sollte die Entwicklung eine unerwartete Wendungen nehmen, hätte das » Wall Street Journal noch ein paar praktische Wortverschmelzungen im Angebot: "Defaulta" zum Beispiel, falls Malta in Probleme gerät oder "Severlands", falls die Niederlande nicht mehr mitmachen wollen. Solle das Chaos schließlich im Herzen der EU ankommen, dann helfe nur noch: "Leave La France."